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Heiligkeit als Erfüllung des Menschseins
Die Welt in Rot für verfolgte Christen
Die Kirchengemeinde beteiligte sich am „Red Wednesday“ und erinnerte am 24. November an die weltweite Christenverfolgung
Marktleuthen/Selb. Hunderte Millionen von Christen leben derzeit rund um den Erdball in einem Umfeld, in dem sie gewaltsam verfolgt, diskriminiert oder an der freien Ausübung ihres Glaubens gehindert werden. In kommunistischen Ländern wie China und Nordkorea, aber auch den meisten islamischen Ländern herrscht bis heute keine Religionsfreiheit. Christen und christliche Gemeinden werden dort brutal verfolgt. In Ländern wie dem Iran steht auf den Übertritt vom Islam zum Christentum die Todesstrafe.
Das internationale Katholische Hilfswerk „Kirche In Not“ aus München machte am Mittwoch, 24. November, auf das Schicksal von Millionen verfolgter, unterdrückter und bedrohter Christen weltweit aufmerksam. In vielen Ländern wurden rund um diesen Tag unter dem Motto „Red Wednesday“ – „Roter Mittwoch“ – hunderte Kathedralen, Kirchen, Klöster, Monumente und öffentliche Gebäude blutrot angestrahlt, um das Leiden und die Lage dieser Christen in Erinnerung zu rufen, von der die Weltöffentlichkeit weitgehend kaum Notiz nimmt. Zu den Bauwerken, die in den vergangenen Jahren im Rahmen der Aktion rot angestrahlt wurden, zählen unter anderem das Kolosseum und der Trevi-Brunnen in Rom, die Christusstatue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro, das österreichische Parlamentsgebäude und der Frankfurter Dom.
An der diesjährigen Aktion haben sich auch Kirchen- und Pfarrgemeinden aus der Region beteiligen wie etwa die katholischen Pfarreien von Marktleuthen und Selb sowie die evangelischen Kirchengemeinden aus Marktleuthen und Erkersreuth. Sie alle haben ihre Kirchen rot beleuchtet. In Marktleuthen und Erkersreuth gab es zudem ökumenische Abendandachten zum Gedenken an die Märtyrer der Christenverfolgungen und zur Fürbitte für Christen, Gemeinden und Kirchen in der Verfolgung.
Initiiert haben den „Red Wednesday“ in der Region der katholische Pfarrer Oliver Pollinger und sein evangelischer Amtsbruder Ralf Haska aus Marktleuthen. Der evangelische Geistliche erläutert seine Motivation mit den Worten: „In Kiew habe ich selbst erlebt, wie wichtig es ist, dass Menschen für andere eintreten und wie segensreich Gebete und Fürbitten für andere Menschen sind, besonders auch grenzübergreifend. Die Christen in der Verfolgung müssen wissen, dass sie nicht allein sind und vom Rest der Welt vergessen werden.“
Pfarrer Pollinger weist darauf hin, wie virulent die Christenverfolgungen derzeit sind. „In den letzten Jahren nimmt die Christenverfolgung weltweit immer mehr zu. Wer sich genau informiert, merkt erst, wie schlimm dies ist und wie viele Christen weltweit heute verfolgt werden. Wir denken bei Christenverfolgungen meist an die Antike. Dabei gab es noch nie so viele verfolgte Christen wie heute.“ Haska und Pollinger haben in Marktleuthen eine gemeinsame Andacht gefeiert, die Pfarrer Dr. Jürgen Henkel und Thomas Fischer in Erkersreuth.
Veröffentlicht am 25.11.2011
Große Ökumene im kleinen Erkersreuth
Orthodoxer Metropolit und Erzbischof Andrei aus Klausenburg (Rumänien) predigte bei Vesper mit ökumenischer Beteiligung
Acht Geistliche aus drei Kirchen, darunter ein orthodoxer Erzbischof und Metropolit, in einem Gottesdienst versammelt, das erlebt man selten. Am Freitag, 22. Oktober 2021, konnten die Teilnehmer der orthodoxen Vesper mit ökumenischer Beteiligung in unserer Kirche Zum Guten Hirten einen ganz besonderen Gottesdienst mitfeiern. Der rumänische orthodoxe Metropolit Andrei von Klausenburg (Cluj-Napoca) in Siebenbürgen machte auf seiner Visite in Bayern auch in Erkersreuth Station. Dort wurde eine ostkirchliche Vesper mit weiteren Geistlichen gefeiert.
So gestalteten Pfarrer Dr. Jürgen Henkel und seine evangelischen Pfarrkollegen Andreas Münster, Senior des Pfarrkapitels, und Werner Latteier, der katholische Pfarrer von Herz Jesu und Heilig Geist, Thomas Fischer, der rumänische Priester von Regensburg, Alexandru Câmpeanu, der Mönchspriester Ioan Popoiu von der Rumänischen Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa (Nürnberg) und Diakon Claudiu aus Klausenburg den Abendgottesdienst gemeinsam mit dem ranghohen kirchlichen Würdenträger aus Rumänien. Die Pfarrer aus Selb waren mit Gebeten und Lesungen in die Vesper eingebunden. Diese wurde auf Deutsch und Rumänisch zelebriert, wobei die schmetternden und klangstarken ostkirchlichen Hymnen und Gesänge wieder einmal sehr beeindruckend waren.
Anlass des Besuches war die Lancierung des Buches „Beichte und Kommunion. Seelsorge und Lebensbegleitung durch Geistliche Väter in der orthodoxen Glaubenspraxis“ des orthodoxen Metropoliten Andrei, das der Erkersreuther Pfarrer Jürgen Henkel ins Deutsche übersetzt und in seiner Buchreihe „Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek“ veröffentlicht hat. Auf Initiative und Einladung der ökumenischen Gesellschaft „Ex fide lux. Deutsch-Rumänisches Theologisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ aus Nürnberg besuchte der Metropolit mehrere Tage Bayern und traf unter anderem mit dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zusammen und besuchte das Institut Papst Benedikt XVI. in Regensburg.
Pfarrer Jürgen Henkel führte im Rahmen der Vesper in das Buch ein und hielt fest: „Es gibt mittlerweile im deutschsprachigen Raum sehr viel zu Liturgie und Gottesdienstverständnis der Ostkirche, zu Spiritualität und Herzensgebet, zu Ikonen und zum orthodoxen Mönchtum sowie dem Berg Athos. Zur Seelsorge in der orthodoxen Kirche und Glaubenspraxis ist freilich erstaunlich wenig im deutschsprachigen Raum publiziert worden.“
Seelsorge werde hier profiliert als Lebensbegleitung durch einen Priester als Geistlichen Vater verstanden, der den Menschen im geistlichen Kampf gegen die Sünde zur Erneuerung und steten Vertiefung der Gemeinschaft mit Gott und den Nächsten motivieren soll und ihn auf seinem Weg zu Gott führen, begleiten und immer wieder bestärken solle. „Sehr feinfühlig führt Metropolit Andrei die Mechanismen der Sünde und die Möglichkeiten des geistlichen Kampfes dagegen vor. Die Sünde wird hier auch nicht kasuistisch auf einzelne Tatsünden reduziert und dadurch moralisiert, sondern sie wird als Störung der Gemeinschaft mit Gott und den Nächsten und als seelische Erkrankung beschrieben, die nach Therapie verlangt.“
Metropolit Andrei machte in seiner Predigt deutlich: „Die Seelsorge braucht einen langen Atem in einer säkularen Zeit und Gesellschaft, die die Sünde nicht mehr als solche anerkennt und wahrnimmt. Es ist wichtig, dass der Geistliche den Gläubigen als Freund und Berater gegenübertritt und immer wieder betont, wie wichtig der Weg und die Umkehr zu Gott ist, um das ewige Leben zu erlangen.“
Im Rahmen der Feier übergab der Metropolit an den Organisten Peter Ludwig eine große Marien-Ikone zum Dank für die Förderung der Veröffentlichung mit einer Spende von 1000 Euro. Dieses Sponsoring hat das Erscheinen des Buches erst möglich gemacht. Der Metropolit trug sich außerdem in das Goldene Buch der Stadt ein. Stadträtin Anneliese Schade dankte im Namen der Stadt Selb für den Besuch. Sie betonte in ihrem Grußwort, dass gerade die seelische Heilung von Menschen und geistliche Lebensbegleitung in der heutigen Zeit sehr wichtig sei. Die Stadt Selb freue sich über den Besuch des hohen kirchlichen Würdenträgers.
Pfarrer Henkel dankte Metropolit Andrei für seinen Besuch mit einem Porzellangeschenk: einem Engel mit Taube. „Die Taube steht für den Heiligen Geist und für den Frieden. Beides braucht die Welt dringend.“ Nach der Vesper stand ein Büchertisch für die Teilnehmer zur Verfügung. Der Metropolit signierte etliche seiner Bücher.
Veröffentlicht am 22.10.2021
ÜberschriftHeiligkeit als Erfüllung des Menschseins
Der orthodoxe Metropolit Serafim zeigt bei Allerheiligen-Predigt in Herz Jesu große Übereinstimmungen bei der Heiligenverehrung zwischen Ostkirche und Katholizismus auf
Selb. Zum diesjährigen Hochfest Allerheiligen konnte die Pfarreiengemeinschaft Herz Jesu & Heilig Geist einen besonderen Gast aus der Ökumene begrüßen. So hielt der rumänische orthodoxe Erzbischof und Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa eine Gastpredigt zum Thema „Heilige und Heiligenverehrung in der orthodoxen Spiritualität“. Als Diasporabischof seiner Kirche ist er von seinem Amtssitz in Nürnberg aus für knapp 200 rumänische orthodoxe Pfarrgemeinden allein in der Bundesrepublik zuständig.
Pfarrer Thomas Fischer freute sich sehr, zu diesem für die Katholische Kirche so wichtigen Hochfest einen orthodoxen Metropoliten in der Kirche Herz Jesu begrüßen zu können. Der Erzbischof hielt bei der vom Kirchenchor unter der Leitung von Michaela Kaiser umrahmten Messe die Predigt und spendete den Schlusssegen. Der evangelische Pfarrer Dr. Jürgen Henkel aus Erkersreuth trug die Schriftlesung aus dem Evangelium vor. So wurde das Allerheiligenfest in Herz Jesu dieses Jahr regelrecht ökumenisch gefeiert. Für die feierliche Orgelmusik sorgte Gerhard Kießling.
Schnell wurde deutlich, dass vor allem zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche viele Übereinstimmungen bei der Heiligenverehrung bestehen. Metropolit Serafim betonte: „Die Kirche macht einen großen Unterschied zwischen Anbetung und Verehrung. Nur dem in der Heiligen Dreifaltigkeit offenbarten und verehrten Gott gebührt Anbetung. Die Heiligen hingegen verehren wir. Das heißt wir erinnern uns stets an ihr gottgefälliges Leben und bemühen uns darum, ihrem Beispiel zu folgen. Und wir rufen sie um ihre Fürbitte und Hilfe an.“
Das Wort „heilig“ tauche über 450 Mal in der Heiligen Schrift auf und beziehe sich dabei in erster Linie auf Gott selbst als den absolut Heiligen und Quelle aller Heiligkeit; zugleich aber auch auf Menschen, die Gott gehorchten und Seinen Willen erfüllen und tun. „Heilig zu sein ist für uns Menschen möglich, denn wir sind „nach dem Bild und der Ähnlichkeit“ Gottes geschaffen. Im Wesen des Menschen sind von der Schöpfung her alle Wesenszüge Gottes angelegt: die Liebe, die Heiligkeit, die Freiheit, die Weisheit und die Fähigkeit, Gutes zu vollbringen“, so der Metropolit. Er zitierte den rumänischen Theologen und Philosophen Nichifor Crainic, der Heiligkeit „die Erfüllung des Menschseins“ nannte.
Metropolit Serafim schränkte allerdings auch ein: „Die Heiligen, die uns die Kirche zur Verehrung und zur Anrufung um Hilfe und Fürbitte vor Augen stellt, waren keine „Supermenschen“, sondern Menschen wie wir, mit vielen Fehlern, sogar Sünder. Entscheidend ist, dass sie sich von ihren Sünden nachhaltig bekehrt haben. Es waren Märtyrer, die um Christi und ihres Glaubens willen verfolgt oder getötet wurden; andere haben sich in die Einsamkeit oder in die Wüste zurückgezogen, um für die ganze Welt zu beten.“ Heilige seien also Menschen, die ihren Egoismus oder die übermäßige Liebe zu sich selbst und jede Selbstsucht überwunden haben. Abschließend betonte der orthodoxe Erzbischof und Metropolit: „Wenn wir die Heiligen verehren, dann verehren wir Gott selbst, der diese durch Seine Gnade geheiligt hat.“
Pfarrer Thomas Fischer dankte Metropolit Serafim für den Besuch und die Gastpredigt zu Allerheiligen. Er betonte die Bedeutung des Feiertages für die Katholischen Gläubigen und meinte: „Das Hochfest Allerheiligen erinnert uns daran, dass nicht nur die großen und bekannten Gestalten, die heiliggesprochen worden sind, das Ziel erreicht haben, bei Gott zu leben. Die Kirche glaubt, dass noch viel mehr Menschen, auch ganz einfache, das ewige Leben erreicht haben. Das macht uns Mut, dass auch wir uns auf den Weg der Heiligkeit machen können.“