Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite

Unterstützen Sie uns mit einer

            Spende

Spendenkonto:

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Erkersreuth
DE77 7805 0000 0430 1204 85
(Sparkasse Hochfranken)

 Bitte Verwendungszweck angeben!

Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Von Silberschnipseln und Schmunzeltexten

Die zweite Ausgabe des 1972 neu aus der Taufe gehoben Gemeindebriefs „Kontakt“ der evangelischen Kirchengemeinde Erkersreuth eröffnete ein etwas seltsam anmutendes Vorwort von Pfarrer Rudolf Zeller an den „lieben Leser“. Dort hieß es: „Im März haben Sie die erste Ausgabe unseres Gemeindebriefes erhalten. Wir wollen damit informieren, Probleme unserer Kirchengemeinde aufgreifen und zur Diskussion anregen. Das Mitarbeiterteam ist sich nicht sicher, ob dies gelungen ist. Von Seiten der Leser haben wir kaum eine Reaktion gespürt. Wir sind ein wenig enttäuscht über das schwache Echo. „Kontakt“ ist ein Brief. Auf einen Brief erwartet man eine Antwort.“

 

Wenn Margit Breßgott, Gerlinde Weber und Erika Schulz als langjährige Redaktionsmitglieder des Gemeindebriefes heute in früheren Ausgaben „ihres“ Gemeindebriefs lesen und auch auf manche Texte solcher Art stoßen, dann fangen sie manchmal an zu schmunzeln. Der Gemeindebrief hat sich seit den Anfängen indes inhaltlich und nach Umfang deutlich erweitert, von vier Seiten bei der ersten Ausgabe auf bis zu 108 Seiten in den letzten Jahren. Und die Wertschätzung der Gemeindeglieder für den Gemeindebrief ist nachweislich sehr hoch. Dies drückt sich auch darin aus, dass sich der Erkersreuther Kirchenbote sich zu einem großen Teil aus dafür zweckgebundenen Spenden finanziert. 

 

Im Zuge der Recherchen zur Jubiläumsausgabe hat sich nun herausgestellt, dass diese 150. Ausgabe zu Ostern 2024 der üblicherweise dreimal im Jahr erscheinenden Schrift keineswegs eine 50jährige Tradition begründet, gab es doch die ersten drei Ausgaben schon 1972. Gerlinde Weber, die von 1988 bis 2018 dem Kirchenvorstand angehörte, kann sich an die Hintergründe erinnern: „Es war wohl so, dass wir ein paar Sonderausgaben hatten wie den berühmten „Silberkontakt“ zum 25jährigen Jubiläum der Kirche von Selb-Plößberg 1993. Der wurde dann gar nicht mitgezählt, dafür fiel der nächste reguläre aus.“ Auch Margit Breßgott erinnert sich an einige Verschiebungen in der Zählung: „Es gab einige „Notausgaben“, die nicht mitgezählt wurden.“ 

 

Apropos „Silberkontakt“. Diese Ausgabe mit silbernem Cover und Umschlag sorgte nicht nur für Freude bei den Gemeindegliedern, sondern auch für Ärger bei einem Landwirt. Hatten doch Konfirmanden, die den Gemeindebrief austragen sollten, wohl wenig Lust dazu und den Packen einfach in einem Feldstück mit hohem Gras entsorgt. Als der Landwirt dann den Rasen mähte, hatte er viele Silberschnipsel vom Umschlag dieses Kirchenboten in seinem Gras, das er verfüttern wollte und nicht mehr konnte.

 

Gemeindepfarrer Rudolf Zeller, später Dekan in Weiden, hatte 1972 die Initiative ergriffen, auf Anregung von Gemeindegliedern. Das erste Redaktionsteam bestand aus ihm selbst und seiner Frau Waltraud, Diakon Johann Haller, Günter Lang, dem legendären Kirchenvorsteher und Lehrer Adolf Markert und Gerhard Schmid. Von Anfang an gestalteten Gemeindeglieder wie Margit Breßgott, Gerlinde Weber und Erika Schulz den Kirchenboten aktiv mit, der schnell auf über 20 Seiten pro Ausgabe anwuchs. Infos zu Gottesdiensten, Gebühren und Terminen, zum Gemeindeleben und kirchlichen Themen wie dem Religionsunterricht sowie Daten zu Geburtstagen, getauften, konfirmierten, getrauten und verstorbenen Gemeindegliedern bedienten ein echtes Interesse seitens der Leser. Auch Berichte aus den Kindertagesstätten und vom Evangelischen Gemeindeverein zählen bis heute zu den regelmäßigen „Ressorts“. 

 

Damals gab es auch noch keine Datenschutzbestimmungen wie heute. Kita-Kinder durften anstandslos mit Gesicht abgebildet werden; die Eltern waren früher stolz, wenn ihre Sprösslinge im Kirchenboten mit Bild auftauchten, erinnern sich Breßgott, Weber und Schulz. „Bei Geburtstagen wurde der genaue Tag angegeben, bei Frischvermählten sogar die Berufe“, so Erika Schulz. Gerlinde Weber hält dazu fest: „Das war früher einfacher als heute. Und viele Gemeindeglieder vermissen vor allem die genauen Daten der Geburtstagsjubilare, weil sie gerne gratulieren möchten. Heute dürfen nur noch die Namen und das Alter im Gemeindebrief stehen.“ 

 

An die Sitzungen der Redaktion erinnern sich alle drei gerne. Weber berichtet: „Wir kamen zusammen und haben uns abgestimmt: was liegt an und wer schreibt was? Dann kamen wir wieder zusammen und jeder musste vorlesen, was er geschrieben hat. Manchmal klingelte ein Pfarrer auch abends um 23 Uhr an der Haustür, wenn doch noch ein Artikel fehlte.“ Margit Breßgott und ihr Mann Roland Breßgott bereiteten dann das Material für den Druck vor. „Wir haben das anfangs noch auf der Schreibmaschine getippt. Ab 1999 wurde nur noch auf Computer gearbeitet. Wobei die ersten Computer höchstens bessere Schreibmaschinen waren“, so Breßgott. 

 

Jahrzehntelang waren dann Erika und Reinhold Schulz für den Gemeindebrief aktiv. Von 1986 bis 2017 gestalteten beide den „Kontakt“ inhaltlich und vor allem auch in der PC-Bearbeitung des Materials bis hin zum Layout und zur Erstellung der pdf-Druckdateien. Beide investierten viele Arbeitsstunden in den drei Mal pro Jahr jeweils vor Weihnachten, vor Ostern und vor den Sommerferien erscheinenden Gemeindebrief. Vor allem die Bildbearbeitung und der Satz am Computer waren sehr aufwendig. Hier tüftelte Reinhold Schulz ausgiebig im „Zweikampf“ mit dem Computer. Immerhin wurde mit dem Computerzeitalter das Korrigieren von Texten leichter. 

 

Alle drei haben eine umfangreiche Kontaktsammlung mit allen Ausgaben. „Manchmal schmökere ich in den alten Heften. Am Anfang waren die Bilder noch ganz dunkel und man hat fast nichts gesehen.  Die Fotos sind später immer besser geworden. Das ist jetzt ein großer Unterschied zu früher“, sagt Gerlinde Weber im Rückblick. Das Themenspektrum hat sich indes erweitert. Heute sind auch Buchbesprechungen, Reiseberichte und ökumenische Beiträge aus dem In- und Ausland im „Kontakt“ zu finden. Sie sorgen für internationales Flair im Gemeindebrief und erlauben einen Blick weit über den eigenen Kirchturm hinaus.   

 

„Von kirchlichen Baumaßnahmen bis zu kritischen Themen wie etwa der Schließung des Kindergartens in Selb-Plößberg oder der Vorgänge um den früheren Pfarrer Bernhard Wanner kann der Gemeindebrief „Kontakt“ bis heute Geschichte wie Geschichten der Kirchengemeinde Erkersreuth erzählen“, hält Erika Schulz fest. Auch die Gemeindegliederzahlen werden dokumentiert: 2727 Seelen waren es 1972, Ende 2023 waren es noch 1197. 

 

Gelegentlich machten die Autoren auch aus mancher Not eine Tugend. Wenn es etwa in der Sommerausgabe 1999 heißt: „Also ein rundum gelungener Himmelfahrtstag 1999 in Selb-Plößberg. Halt, noch eines wurde vergessen: ein Fotoapparat. Deshalb können Sie hier keine Bilder sehen. Wer aber wissen will, wie es bei unserem Himmelfahrtsfest ist, der muss nächstes Jahr persönlich kommen.“ 

 

Auch wenn sich vieles im kirchlichen und gemeindlichen Leben derzeit ändert und auch die Kirchengemeinde Erkersreuth längst eine eigene Homepage hat, so wird es Gemeindebriefe der Gemeinden vor Ort – die berühmten „Kirchenboten“ – wohl auch weiterhin immer geben. Das heutige „Kontakt“-Team in Erkersreuth besteht aus Pfarrer Dr. Jürgen Henkel sowie den Kirchenvorstandsmitgliedern Vera Plomer und Gisela König. Jürgen Henkel

Fotoserien

Jubiläum "Kontakt" (DO, 21. März 2024)

Urheberrecht:

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 21. März 2024

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen