Evangelischer Gemeindeverein (Seniorenarbeit)

Seit 1929 im Dienst von Gemeinde und Senioren: der Evangelische Gemeindeverein Erkersreuth/Selb-Plößberg

Im Jahr 2019 konnte der Evangelische Gemeindeverein Erkersreuth/Selb-Plößberg sein 90. Gründungsjubiläum feiern. Während anderswo mancher klassische Gemeindeverein sich derzeit mangels Aktiven auflöst, ist der Erkersreuther Verein mit seinem Vorsitzenden Jürgen Judas quicklebendig und nach wie vor sehr aktiv im Dienste der Senioren, auch wenn wegen der Corona-Pandemie zur Zeit die Aktivitäten weitgehend ruhen.

 

„Seniorinnen und Senioren in angenehmer Geselligkeit ein Gefühl von liebevoller Geborgenheit und harmonischer Gemeinschaft zu bieten, ist kein frommer Wunsch, sondern das Kernanliegen unseres Evangelischen Gemeindevereins Erkersreuth/Selb-Plößberg, das in der Neufassung unserer Satzung von 2010 an allererster Stelle steht.“ Mit diesen Worten fasst Vorsitzender Jürgen Judas die Ziele des Vereins und seiner Vorstandschaft zusammen.

 

Ein Jahr nach der Einweihung der Kirche „Zum Guten Hirten“ gründeten Sani Zollfrank und die Herren Johann Grießhammer, Christof Häublein, Hermann Hetz und Fritz Martin am 19. Oktober 1929 auf Anregung des damaligen Pfarrers Hans Rössler den „Evangelischen Gemeindeverein Erkersreuth und Umgebung". Damit war der Start gesetzt. Vorsitzender wurde der Pfarrer, zweiter Vorsitzender Paul Zippel, Schriftführer Carl Gebhardt und Kassier Adolf Hager.

 

Der politische Hintergrund spielte in der Geschichte des Vereins in den ersten Jahrzehnten eine große Rolle. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise und danach herrschte große Arbeitslosigkeit und Armut in Erkersreuth. Der Gemeindeverein rief zu Spenden auf, führte Sammlungen durch und half den Armen. Viele Kinder waren unterernährt, konnten jedoch von der mittellosen Gemeinde nicht unterstützt werden. So legte der Gemeindeverein sein Hauptaugenmerk auf die dringend notwendige Schulspeisung für die Erkersreuther Schulkinder. Durch die politische Lage gegen Ende der 30er Jahre hatten es die ungebundenen und nicht nationalsozialistisch geprägten Vereine immer schwerer. Das betraf auch den Gemeindeverein. Er wurde am 13. Februar 1938 aufgelöst.

 

Auf Anregung von Pfarrer Gustav Alberti kam es am 26. März 1950 zur Neugründung des Vereins unter gleichem Namen. Vorsitzender wurde Adolf Hager, zweiter Vorsitzender Adolf Kreil, Schriftführerin Herta König und Kassiererin Erna Mundel. Die magische Mitgliederzahl von 200 Mitgliedern war schnell erreicht. Der Jahresbeitrag betrug damals sage und schreibe 1,20 D-Mark. „Mit der Neugründung des Vereins änderte sich das Profil des Vereins etwas. Ab jetzt legte man das Hauptaugenmerk auf Geselligkeit. Familienabende, Samstagsausflüge, Muttertags- und Weihnachtsfeiern waren die Hauptveranstaltungen“, berichtet Jürgen Judas.

 

Nachmittags- und Quizveranstaltungen, Muttertags- und Kaffeehalbtagesfahrten, Film- und Diavorträge, der Besuch der Luisenburg-Festspiele, Gemeindenachmittage und Faschingsveranstaltungen wurden zu regelmäßigen Programmpunkten. Darunter waren auch einige Höhepunkte. „In besonders guter Erinnerung sind die Teilnahme am letzten der 16 Erkersreuther Wiesenfeste im Jahr 1977 mit Pferdegespann und Festwagen, die Zwei-Tage-Fahrt nach Prag 1986 sowie das 50-jährige Jubiläum 1979 und das 75-jährige 2004“, erinnert sich Judas, der den Verein nun seit 2008 leitet und damit nach Pfarrer Alberti (1954-1966) die längste Amtszeit als Vorsitzender verbuchen kann.

 

Elf Vorsitzende hatte der Verein vor Jürgen Judas. Dies waren die Pfarrer Hans Rössler und Wilhelm Reuther, Adolf Hager, Pfarrer Gustav Alberti, Johann Grießhammer, Manfred Mähner, Roland Breßgott, die Diakone Horst Jugl und Werner Krippner, Ursula Veit und Pfarrer Bernhard Wanner. Bei den Mitgliedern des Evangelischen Gemeindevereins gibt es keine Beschränkung, auch etliche Katholiken sind Mitglieder. Im Jahr 1975 kam es zu einer Namensänderung. Seitdem heißt der Verein „Evangelischer Gemeindeverein Erkersreuth/Selb-Plößberg“. Dies lag auch darin begründet, dass 1966 die Martin-Luther- Kirche in Selb-Plößberg eingeweiht wurde und man sich in beiden Ortsteilen zu Versammlungen traf. Von 1981 bis 1992 hatte der Verein daraufhin sogar einen zweiten Vorsitzenden für Erkersreuth wie auch einen eigenen zweiten Vorsitzenden für Selb-Plößberg.

 

Bis heute führt der Verein regelmäßig Gemeindenachmittage mit den Zielen Information und Bildung durch. Dabei gibt es Filme und Vorträge von Fachleuten, Motivation zu aktiver Mitarbeit, Momente der Besinnung und Verinnerlichung, dazu weltliches und geistliches Liedgut, das Wort Gottes und das Gebet. Inmitten dieser Stunden nimmt die stets mit viel Mühe originell mit Liebe gestaltete Kaffeetafel bei Meinungsaustausch und Gespräch eine bedeutende Rolle für die Senioren ein.

 

Ein weiterer wichtiger Bereich der Vereinsarbeit sind die jährlich drei Ausflugsfahrten unter dem Motto „Der Gemeindeverein unterwegs“. Diese werden seit Jahren vom jeweiligen zweiten Vorsitzenden organisiert. Derzeit ist dies Dr. Hermann Kunze. Dabei geht es in die Heimat und benachbarte Regionen, zu Naturschönheiten und auch markanten Kulturdenkmälern. Davon gibt es dann immer auch Filme, die der vereinseigene „Filmemacher“ Gerd Lang und seine Ehefrau Waltraud produzieren und darbieten.


Kontakt: Vorsitzender Jürgen Judas, Tel. 09287/4113

 

Info:

Der Evangelische Gemeindeverein Erkersreuth/Selb-Plößberg zählt heute rund 130 Mitglieder. Der Jahresbeitrag ist auf 10 Euro für Einzelpersonen und 15 Euro für Ehepaare festgesetzt. Vorsitzender ist derzeit Jürgen Judas, zweiter Vorsitzender Joachim Reuer.

Jürgen Judas bei der Söllwer Weihnacht. Foto Jürgen Henkel


Evangelischer Gemeindeverein Erkersreuth in Leipzig

 

Der Evangelische Gemeindeverein Erkersreuth/Selb-Plößberg sorgt für Geselligkeit in der Gemeinde und auch auf Ausflügen. Das Archivbild zeigt einen früheren Tagesausflug des Vereins nach Leipzig.